Stefan Schilling

Neubau einer großen Schaltwarte für Energieversorgung

Gesundes Leitstellen-Licht
Architektur: Kaspar Kraemer Architekten
Leistungsbild: Tageslicht- und Kunstlichtplanung
Fertigstellung: 2021
Auszeichnungen: Deutscher Lichtdesign-Preis 2023, 'Büro | Verwaltung'
Für ein großes Unternehmen, welches sich um die Verteilung von Strom in Deutschland kümmert, galt es zwei Leitstellen zu planen und umzusetzen. Das Büro Kaspar Kraemer Architekten aus Köln setzte sich im Jahr 2013 in einem Wettbewerbsverfahrens durch. Während für einen großen Teil des Projektes das Planungsteam schon früh feststand, sollte die Planung und Umsetzung der Leitstellenräume etwas umfassender erfolgen. Deshalb wurden wir im Jahr 2014 mit der Planung und Umsetzung der beiden Leitstellenräume beauftragt.
Stefan Schilling
Der Schaltraum wird zu einem Großteil der Betriebszeit über Tageslicht versorgt
Da die Schalträume rund um die Uhr besetzt sind, arbeiten die Angestellten in Schichten, sodass zu jeder Tages- und Nachtzeit förderliches Arbeitslicht benötigt wird. Für die Lichtplanung waren daher verschiedene Anforderungen zu erfüllen: Die meiste Zeit der Betriebsstunden sollte der Schaltraum so gut wie möglich durch Tageslicht erhellt werden, wobei das verfügbare Licht im Raum insgesamt stark genug und so beschaffen sein sollte, dass es den melanopischen Rhythmus unterstützt und die innere Uhr im Takt hält. Hierfür wurde ein (Tageslicht-)Schwellenwert vereinbart, der auch von November bis März für mindestens ein bis zwei Stunden am Tag gegeben sein musste.
Stefan Schilling
Lichtsituation in der kleinen Leitstelle am Tag
Stefan Schilling
Lichtsituation in der kleinen Leitstelle am Abend
Gemeinsam mit den zuständigen Architekten wurden daraufhin drei von Grund auf verschiedene Tageslichtlösungen entwickelt und nach umfangreicher Berechnung und Analyse dem Bauherrn unter dem Kunstlichthimmel unseres Büros als Wahrnehmungsmodell präsentiert.
Anja Andres
Das später realisierte Oberlichtsystem mit Schirmen auf dem Dach im künstlichen Himmel
Nach der Auswahl der Oberlichtlösung wurden die zugehörigen Details ausgearbeitet und eine dazu passende Kunstlichtlösung entwickelt, die das Tageslichtkonzept sowohl funktional-technisch als auch wahrnehmungsbezogen optimal ergänzt. Diese wurde ebenfalls in einer Modellstudie auf die Funktion überprüft. Beide Modellstudien waren vollwertige Arbeitsmodelle aus denen wichtige Konsequenzen für die weitere Bearbeitung des Projektes entwickelt werden konnten.
Anja Andres
Wahrnehmungsmodell im künstlichen Himmel
Anja Andres
Überprüfung der Tag- und Nachtsituation
Über zylindrische Röhren, sogenannte „Tubes“, gelangt das Licht nun von oben durch die Decke ins Innere des Gebäudes. Dank der diffusen Oberflächen auf der Innenseite der Tubes und der zugehörigen Schirme auf dem Dach werden direkte Sonneneinstrahlung und damit einhergehende Blendeffekte ausgeschlossen. Außerdem sind die Oberlichter mit elektrochromen Gläsern bestückt, durch die der Tageslichteintrag zusätzlich reguliert werden kann.
Stefan Schilling
Hoher Tageslichteintrag ohne störende Blendeffekte
Stefan Schilling
Lichtstimmung in der großen Leitstelle am Abend
Um auch in den Abend- und Nachstunden die richtigen Beleuchtungsstärken und Lichtstimmungen erzeugen zu können, sind an der Decke stark abgeschirmte Downlights mit wechselnder weißer Lichtfarbe angebracht, die an unterschiedliche Lichtstimmungen und -farben angepasst werden können. Außerdem wurde eine Lichtvoute in den Deckenrahmen eingelassen. Die Innenflächen der Tubes werden ebenfalls aufgehellt, damit die Decke in den Abendstunden nicht zu dunkel wirkt.