Brigida González

Kunstmuseum Stuttgart

Kunst im Zusammenspiel von Tages- und Kunstlicht
Standort: Stuttgart
Auftraggeber: Hochbauamt Stuttgart
Architektur: Hascher Jehle Architektur
Leistungsbild: Tages- und Kunstlichtplanung
Fertigstellung: 2005
Eine Kunstgalerie stellt immer besondere Anforderungen an das Licht. Da Tageslicht aus konservatorischer Sicht oft nur begrenzt eingesetzt werden darf, muss versucht werden, mit dem Kunstlicht eine möglichst tageslichtähnliche Situation zu schaffen. Das diffuse, weiche Licht wird mit einer großflächigen Lichtdecke erzeugt. In den Lichtdecken werden dimmbare Leuchtstofflampen mit der bestmöglichen Farbwiedergabe und einer dem Tageslicht ähnlichen Farbtemperatur von über 5400 Kelvin eingesetzt. Die den Lichtraum nach unten abschließende, farbneutrale Folie hat eine vergleichbare Wirkung wie der bedeckte Himmel.
Brigida González
Etagenübergreifende Ausstellungsgestaltung
Brigida González
Tageslichtähnliche Ausleuchtung der Ausstellungsräume
Roland Halbe
Ausstellungsraum mit Blickbeziehungen zum Schlossplatz
Aufgrund großer Lichtflächen kann die Leuchtdichte der Emmissionsquelle gegenüber Einzelleuchten bei Beibehaltung der Beleuchtungsstärke reduziert werden. Dies bringt den Vorteil mit sich, dass die Gefahr der Reflexblendung aufgrund von hohen Leuchtdichteunterschieden zwischen Leuchte und Leuchtenumgebung vermieden wird. Zwischen den Lichtfolien verlaufen Stromschienen, auf denen Strahler installiert werden können, um auch dem - oft vorhandenen - Kurtorenwunsch nach einer Inszenierung von Kunstwerken zu entsprechen.
"Für Wechselausstellungen wurde ein dreigeschossiger steinerner Quader errichtet, der von einem Kubus aus teilweise bedrucktem Weißglas mit 30 m Kantenlänge umhüllt wird. Transparenz und Bespielbarkeit des Glaswürfels, der als Schaufenster des Museums dient, sind integraler Bestandteil des Entwurfs. Das Dachgeschoss mit rundum verglastem Restaurant und Veranstaltungsraum bietet Panoramablicke auf die Innenstadt. Der signethafte, gläserne Kubus in der Planie-Achse beherbergt aber nur 20 % der Ausstellungsflächen, der weitaus größere Teil des Museums befindet sich auf dem Niveau der Königsstraße und erschließt einen Raum, der zuvor als Teil der überdeckelten Verkehrsanlage genutzt war." (Zitat des Architekten)
Brigida González
Außenansicht des gläsernen Kubus mit teilbedrucktem Glas
Roland Halbe
Abendliche Transparenz des Glaskubus schafft eine Schaufenstersituation
Die tagsüber spiegelnde Glasfassade löst sich in der Dunkelheit auf, der dahinter verborgene Kern aus Solnhofer Kalkstein, grob behauen, wird als innere, warm angestrahlte Haut sichtbar und nimmt vom Material her Beziehung zu dem auf der anderen Seite der Freitreppe liegenden Königsbau auf.

"Die permanente künstlerische Lichtinstallation [von Andreas Schmid] erstreckt sich über den gesamten Deckenbereich im Eingangsfoyer [...]. 167 Doppelleuchten sind an der Decke rhythmisch so angeordnet und verteilt, dass sie zu den verschiedenen Orten um das Foyer wie auch zur Ausstellung selbst in einer freien Weise 'führen'. Im Grundriss entsteht eine Formation der Leuchten ähnlich der von Treibholz im Fluss." (Zitat des Künstlers)
Zu sehen ist die voll verglaste Restaurantfläche mit ihrem freien Ausblick über die Stadt. Die Grundbeleuchtung ist zurückhaltend in die Tragstruktur integriert und lässt Raum für die möblierungsabhängige Beleuchtung des jeweiligen Restaurants.
Roland Halbe
Tageslichtdurchflutete Galerien bieten Ausblick auf die Stadt
Roland Halbe
Ausblick auf die Stadt bei Abenddämmerung
Der Besucher betritt vom Schlossplatz her das Foyer mit der Lichtinstallation und kann nun entweder über die große Treppe in die Ausstellungsräume des oberirdischen Museumsbereichs hinaufsteigen oder er geht in Richtung der fast 100m langen Haupterschließungsachse des unterirdischen Gebäudeteils. Hier erwartet ihn ein reizvoller Wechsel von tageslichtversorgten Bereichen, Ausstellungsräumem mit tageslichtfarbenen Kunstlichtdecken und über zwei Geschosse gehende Ausstellungsräume mit Lichtdecken und Strahlerbestückung in den eingebauten Stromschienen. Sehr reizvoll ist in diesem Untergeschoß auch das durchgehende Oberlichtband, das den Kontakt zum Außenraum herstellt.
Roland Halbe
Zusammenspiel von Tages- und Kunstlicht
Roland Halbe
Teilweise Besonnung der Verkehrszonen
Durch eine Modellversuchsanordnung im künstlichen Himmel ist erkennbar, wie sehr die Helligkeitswahrnehmung von der Umgebung abhängt. Bei gleichbleibender Leuchtdichte der Lichtdecke, aber einer Veränderung der Außenhelligkeit ist eine unterschiedliche Wahrnehmung der Helligkeit gegeben.
Anja Andres
Tages- und Kunstlichtsimulationsmodell - Szene: besonnter Tag
Anja Andres
Kunstlichtsimulationsmodell - Szene: Nacht