Klodwig & Partner Architekten | Tobias Klodwig

Kolumbarium Heilige Familie

Einfühlsame Illumination zur Einkehr
Standort: Osnabrück
Auftraggeber: Katholische Kirchengemeinde St. Joseph
Architektur: Klodwig & Partner Architekten
Fertigstellung: 2022
Auszeichnungen: Deutscher Lichtdesign-Preis 2023, 'Kulturbauten'
Seit 2010 bietet die Kolumbariumskirche „Heilige Familie“ in Osnabrück Platz für 1250 Urnen und dient damit als friedliche letzte Heimstatt. Angehörige nutzen gern die Möglichkeit, ihre verstorbenen Freunde und Familienmitglieder in der Kirche zu besuchen und in der stillen, ruhigen Eintracht des Kolumbariums zu verweilen. Unter der Führung der Münsteraner Architekten Klodwig & Partner, die bereits das erste Kolumbarium ins Werk gesetzt hatten, wurde 2022 ein Erweiterungsbau mit weiteren ca. 850 Urnenkammern realisiert. Gemeinsam mit unserem Büro wurde das Licht im Innern des sakralen Gebäudes entwickelt und umgesetzt, das den andachtsvollen Zweck und die bedächtige Atmosphäre des Kolumbariums einfühlsam unterstreicht.
Klodwig & Partner Architekten | Tobias Klodwig
Ein tageslichtdurchfluteter Gang führt die Besucher auf kurzem Weg in das Zentrum des Erweiterungsbaus
Über einen leicht gebogenen, von Glaswänden eingefassten Gang, der den Ausblick ins Grüne gewährt, gelangen Besuchende aus dem zylinderförmigen Kirchengebäude in den kleineren, ebenfalls runden Raum des neuen Kolumbariums. Ausreichend viel Tageslicht gelangt über weite Teile des Tages seitlich durch die gläsernen Wände des Gangs sowie durch ein großzügiges zentrales Oberlicht in der Decke, der einen klaren Blick in den Himmel ermöglicht, ins Innere des Gebäudes. Um das Oberlicht sind mehrere Wandelemente mit der gleichen Krümmung angeordnet. Die Urnenkammern sind in Außenseite der inneren und die Innenseite der äußeren Elemente eingelassen. Durch diese Anordnung entsteht ein ruhiger, kontemplativer Ort, ein Ort der Besinnung und des Andenkens.
Klodwig & Partner Architekten | Tobias Klodwig
Zentrales großes Oberlicht mit Kreuzstruktur
Klodwig & Partner Architekten | Hartwig Wachsmann
Großformatige runde Spiegelfläche
Der Gang von der Kirche in das neue Kolumbarium ist tagsüber mit viel Tageslicht versorgt. Der Ausblick, aus dem in einem Wohngebiet gelegenen Kirchenraum, wird von ‚Grün‘ gefasst, welches in den Wahrnehmungsraum einbezogen worden ist. Bei abnehmendem Tageslicht übernehmen dann die in einer gleichmäßigen Linie an der Decke des Gangs angebrachten Downlights, welche sich zur Raumöffnung des Kolumbariums dezent auffächern. Zurückhaltendes warmes Licht begleitet Besuchende in die Begräbnisstätte, wenn der Ausblick in den Außenraum schwindet und bereitet auf den Perspektivwechsel zur einträchtigen, erhabenen Stimmung der letzten Ruhestätte vor.
Klodwig & Partner Architekten | Hartwig Wachsmann
Runde Wandscheiben umschließen die helle Mitte
Klodwig & Partner Architekten | Tobias Klodwig
Sanfte Illumination der Decke
Klodwig & Partner Architekten | Tobias Klodwig
Gut versteckte Lichtquellen unterstützen den spirituellen Gedanken des Raumkonzeptes
Direkt unter dem zentralen kreisrunden Oberlicht wurde eine große Spiegelfläche gleicher Form auf dem Boden platziert, die das Dachfenster mit Himmelblick inklusive seiner kreuzförmig angeordneten Sprossen und das von oben einfallende Tageslicht reflektiert, sodass sich Himmel und Erde stimmungsvoll verbinden. Ziel war es, den Blick des Besuchers ohne den Einsatz sichtbarer Leuchten nach hinten in den Raum hinein zu lenken. Daher wurde auf den steinernen Urnenschränken eine zweifarbige Lichtvoute installiert. Diese ist in einem Kanal zurückversetzt platziert, sodass die Leuchten weder über die Reflexion im Oberlicht noch die Spiegelung auf dem Boden zu sehen sind.
Ausschließlich diffuses, rein indirektes Licht erhellt nun sanft die Decke und erzeugt über die Rückreflexion ausreichend viel Licht auf den vertikalen Flächen der Urnenschränke. Dank der zweifarbigen Leuchten der Lichtvoute kann die Lichtfarbe über den Tag angeglichen werden, sodass der Raum stets eine harmonische Atmosphäre bietet, die Ruhe und Einkehr in diesem Ort zulässt.
Klodwig & Partner Architekten | Tobias Klodwig
Die goldfarbenen Namensplatten der Urnenwände werden weich illuminiert